Die „Großen Drei“ – CÓRDOBA, Sevilla und Granada
11. April 2016 von sissy | 6 Kommentare
Am Mittwoch, 23. und am Donnerstag, 24. März stellten wir unser Womo am Campingplatz „El Brillante“ in Córdoba ab, von wo aus wir die Innenstadt bequem mit dem Bus erreichen konnten.
In Andalusien sind Patios (Innenhöfe in Stadthäusern) weit verbreitet. Córdoba ist berühmt für seine vielen wunderschönen, eher kleinen Patios. Jedes Jahr im Mai findet ein Wettbewerb statt, bei dem der schönste gekürt wird. Es werden zu diesem Zeitpunkt viele private, sonst nicht zugängliche Innenhöfe für Einheimische und Touristen geöffnet. Liebend gern wäre ich einmal bei einem Concurso de Patios Cordobeses dabei! So bleibt mir nur der verstohlene Blick in die manchmal halboffenen Privatsphären.
Die „Großen Drei“ bekommen von mir den Beinamen die „Duftenden“. Ich habe noch nie so wohlriechende Städte erlebt. Die Luft um einen ist getränkt in Neroli, überall Orangenbäume in Blüte. Aromatherapie vom Feinsten – und das den ganzen Tag lang. Orangenblüten wirken erheiternd auf die Stimmung, helfen gegen innere Anspannung, Angst und Depressionen. Außerdem besitzen sie eine leicht aphrodisierende Wirkung. ……da geht die Post ab, stimmungsmäßig! 😉
Übrigens: Um einen Liter Neroliöl zu gewinnen, benötigt man eine Tonne Blüten!
Semana Santa begleitete uns auch in Córdoba……
Voll der Freude ließen sich die Kinder von den Büßern Wachstropfen auf ihre mit Alufolie überzogenen Styroporkugeln träufeln. Da jede Bruderschaft auch bei den Kerzen eine eigene Farbe hat, haben die Kugeln schön bunt ausgesehen.
Man muss sich selbst in diese Säulenreihen eingefädelt haben, um die Großartigkeit und Harmonie dieses Bauwerks gespürt zu haben. Jeder Schritt verändert die Perspektive. Die symetrische Anordnung und immer gleiche Optik der Hufeisenbögen gibt dem Ganzen trotz der immensen Größe eine meditative Leichtigkeit. Selbst die vielen Menschen störten nicht.

Die am Boden stehenden runden Säulen werden von Bögen überspannt, zwischen denen viereckige Säulen aufragen, die die Basis für eine weitere Bogenreihe liefern – um größere Raumhöhe zu erzielen
Die Gebetsnische des Vorbeters ist von einer Pracht und einer handwerklichen Kunstfertigkeit, dass es kaum vorstellbar ist, dass Menschen dieses Allerheiligste der Moschee geschaffen haben. Die aus einem einzigen Marmorblock gehauene Kuppel des Mihrâb Nuevo ist in Form einer Blüte gestaltet und über und über mit geometrischen und floralen Mustern und Koranversen bedeckt, die von byzantinischen Künstlern geschaffen worden sind.
Während und nach der Regierungszeit Karl V. (1519 – 1556) entstand die Kathedrale in der Moschee. Man nimmt sie zuerst gar nicht wahr, empfindet sie dann aber als unpassenden Fremdkörper mitten in der Mezquita. Sie ist ein im Auge schmerzender Stilbruch, selbst Karl V. hat seinen Fehler nach der Fertigstellung erkannt.
Das zum Glockenturm umgebaute Minarett ist 60 m hoch. Der Patio de los Naranjos (Orangenhof) wurde erst von den Christen angelegt. Unter den Mauren war die Moschee zum Hof hin völlig offen.
Zum Abend hin setzten wir uns noch einmal in eine Bar um ein Bierchen und ein paar Tapas zu genießen. Wir sind noch nie so viel essen gegangen wie in Andalusien, Tapas sind eine geniale Erfindung. Es ist bekannt, dass diese Tradition ihren Ursprung in Sevilla hat. Kellner deckten (tapar) die servierten Getränke mit kleinen Tellern ab, um sie vor Fruchtfliegen zu schützen. Irgendjemand kam auf die Idee, Kleinigkeiten auf die Teller zu legen, um so die Getränke attraktiver zu machen. Die Tapas wurden ein echter Verkaufsrenner – und warum bitte, hat sich diese grandiose Idee noch niemand bei uns zuhause abgeschaut???? Man bestellt ein Bier nach dem anderen, weil man schon gespannt auf die nächste Runde Tapas wartet, die übrigens ganz ohne Bestellung geliefert wird.
Mit der Wahl der Tapasbar hatten wir riesiges Glück. Die Tapas schmeckten herrlich, das Heizschwammerl wärmte zusätzlich und erste Reihe fußfrei genossen wir das Schauspiel von zwei weiteren Semana Santa Prozessionen.
Am Heimweg konnten wir fast nicht mehr aus der Stadt hinaus, weil alles abgesperrt war. Als Entschädigung durften wir auch noch einen Trägerwechsel miterleben. Der Altar wird auf Kommando abgestellt, dann kriechen zehn verschwitzte, abgekämpfte Männer hervor und übergeben mit Handschlag an die wartenden Träger. Mit Elan positionieren sich diese unter dem Altar und auf Kommando wird wieder angehoben. Mit Applaus begleitet schaukelt sich der Aufbau ein – und es geht weiter.
¡Hasta luego!,
die Womophilen