72 Stunden Lissabon ♡♡
25. April 2016 von sissy | Keine Kommentare
Lissabon im Ohr…..
Der Fado (mehr dazu im nächsten Beitrag) begleitete uns nicht nur in Lissabon, nein, in ganz Portugal und jetzt auch zuhause um uns in „Lissabonstimmung“ zu versetzen.
Eigentlich wollten wir nur zwei Nächte am „Lisboa Camping“ verbringen, aber die Stadt hat vor allem mich dermaßen in ihren Bann gezogen, dass es vier geworden sind. ( 15. – 19. 04.) Wir kauften uns ein 72 Stunden Yellow Bus Ticket. Wenn man für einen längeren Zeitraum unterwegs ist, kann man sich kaum auf jede Stadt vorbereiten. Es ist dann sehr praktisch die Stadt mit einem Hop-on Hop-off Bus zu erkunden und anschließend die Gegenden für einen Alleingang herauszupicken, die einem besonders gefallen haben. Unser Ticket umfasste drei Bus-und zwei Tramtouren, eine Bootsfahrt, Benutzung aller Straßenbahnen, öffentlichen Busse, Lifte und Seilbahnen UND Transfer vom Flughafen, falls notwendig. Ein tolles Angebot!
Am 1. November 1755 zerstörte ein verheerendes Erdbeben mit einem Großbrand und einem Tsunami den größten Teil der Stadt. Die Baixa wurde schachbrettartig und großzügig neu angelegt und ist jetzt das Herz Lissabons mit imposanten Plätzen, die durch geradlinige Avenues verbunden sind. Hier gibt es jede Menge Geschäfte, Restaurants und alteingesessen Cáfes, in und vor denen man das Großstadttreiben genießen kann.
Die Kopfsteinpflaster der Portugiesen sind wahre Kunstwerke, die aus weißen und schwarzen Steinen kreiert werden. Das Wellenmosaik am Platz Rossio greift die Verbundenheit Lissabons mit dem Meer auf. Wenn man über den Platz geht, ist der Seegang spürbar!
Azulejos entdeckt man in Lissabon überall: als Hausfassade, als Wandbild, als Sitzbank, als Wandverkleidung….eine Augenweide. Die Mauren brachten sie zunächst nach Spanien, der Trend schwappte Anfang des 16. Jhdts. nach Portugal über, ist geblieben und wird jetzt auch modern interpretiert.
Auf sieben Hügeln ist Lissabon erbaut, doch dank der vielen Aufzüge und Standseilbahnen sind diese ganz angenehm zu erklimmen. Der wohl berühmteste Aufzug ist der Santa Justa- oder Carmo-Aufzug, der die Baixa mit dem Chiado/Bairro Alto verbindet. Die Aussicht von der Plattform ist grandios!

Schmiedeeisener Turmschaft mit filigraner Verzierung, Neogotik pur! Vom Aufzug führt eine Brücke in die Oberstadt.

Blick auf den Elevador Santa Justa. Im dachlosen Kirchenschiff (Erdbeben 1755) werden im Sommer Konzerte veranstaltet.
Beim Erkunden der Stadt kommt man immer wieder zu tollen Aussichtspunkten (Miradouros), von denen man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt genießen kann.
Wir haben uns in Lissabon wie im kulinarischen Eden gefühlt. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete der Mercado da Ribeira, gleich neben dem Bahnhof am Ufer des Tejo. Im Juni 2014 eröffneten hier mehr als 30 der besten Restaurants Lissabons kleine Stände, in denen man den Köchen auf die Finger schauen kann, um dann ganz unschlüssig zu sein, welche portugiesischen und internationalen Gerichte man sich einverleiben möchte. Am liebsten hätte ich diesen stylischen Tempel der Genüsse gar nicht mehr verlassen!
In der Markthalle gibt es auch jede Menge netter Mitbringsel zu kaufen, wir haben uns die besten Sardinen mitgenommen, die wir jemals gegessen haben. 😉 Der Verkäufer hatte recht! 😉
Gleich um die Ecke befindet sich eine der drei Standseilbahnen der Stadt, der Ascensor da Bica. Gibt es hier mehr Fotografen oder Fahrgäste? Jeder will sich optimal positionieren, wenn die beiden Waggons die Strecke von 260 Metern mit einem Höhenunterschied von 45 Metern überwinden.
Eine Fahrt mit der Straßenbahnlinie 28 ist ein Erlebnis der besonderen Art. Hügelauf und hügelab geht es quer durch die Innenstadt und die engen Gassen der Alfama, durch die die Waggons gerade durchpassen. Die Alfama gilt als ursprünglich gebliebener Kern Lissabons. Es fühlt sich gut an, durch das verwinkelte Gassenlabyrinth in das Leben hier einzutauchen.
Über den Tejo nähern wir uns dem etwas außerhalb liegenden Stadtteil Belém, dem Tor zum Atlantik.
Das Hieronymuskloster ist ein Ort der Einkehr und Besinnlichkeit. Vasco da Gama verbrachte hier die letzte Nacht vor seiner abenteuerlichen Reise nach Indien, jetzt ruht er in einem Sarkophag unter der Orgeltribüne. Das „Pfeffermünster“ steht als Symbol für Portugals Reichtum, der im 16. Jhdt. aus den Kolonien floss. Die portugiesische Variante der Spätgotik wird als Manuelinik bezeichnet. Manuel I. war ein Kunstliebhaber und ließ viel Geld in seine Leidenschaft, den Bau von Kirchen, Klöstern, Burgen und Schlössern fließen.
Den kulinarischen Himmel auf Erden hatten die Mönche des Hieronymusklosters, wurden hier doch die sündigen Pastéis de Belém erfunden. Die Nonnen verbrauchten jede Menge Eiweiß zur Klärung des Weins und zum Stärken der Wäsche, das Eigelb blieb übrig -bis eine auf die Idee kam, es mit Zucker und anderem zu mischen, um das entbehrungsreiche Leben zu versüßen.
„Was ist denn hier los?“, fragt man sich, wenn man zum ersten Mal an der blau-weißen Markise vorbeifährt und die Menschenschlange am Gehsteig sieht, die der beim Hieronymuskloster um nichts nachsteht.
Die Pastéis de Belém werden in Handarbeit hergestellt, das Rezept ist streng geheim. In den Sommermonaten werden 50 000 Stück!!!!!! täglich verkauft. Meine Pastéis haben es leider nicht aufs Foto geschafft! Mir haben die lauwarmen Pastéis de Nata (Gebäck aus Haut/ oder doch Sahne?) aus der Cafeitarie Nacional auch gemundet. Es kursieren viele Rezepte im Internet und ich freue mich schon darauf, im Herbst eines auszuprobieren. Angeblich ist bei den Originalteilen keine Sahne im Spiel und gebacken werden sie bei 400 Grad!!??
Singt Mariza noch? In diesem wunderschönen Park, mit dem Torre de Belém im Hintergrund?
Perdi o meu coração em Lisboa ………..
……und ich werde es mir wieder holen!
Bem venido,
die Womophilen