Durch das Tal der Ammeln, benannt nach dem dort lebenden Berberstamm, verließen wir am Mittwoch, 9. März Tafraoute.

Faszinierende Landschaft im Tal der Ammeln

Dorf im Tal der Ammeln, die Hauswände sind in Braun,Ocker, Rosa und Blau gehalten.


Im Hochtal des Qued Baha bot sich uns ein fast Rundumblick auf den Agadir Tizrgane, der malerisch auf einem Tafelberg thront. Das Dorf mit dem Getreidespeicher stammt aus dem 13. Jahrhundert. Agadire sind steinerne Speicherburgen, in denen die Ernte und wichtige Familiengüter der Dörfer aufbewahrt werden. Ich habe gelesen, dass es innerhalb der Speicher bis zu 300 Fächer gibt, die man verschließen kann. Den Schlüssel verwahrt das jeweilige Familienoberhaupt. Viele dieser Agadire sind noch immer in Gebrauch und werden deshalb nachts bewacht.

Agadir Tizrgane

Agadir Tizrgane

Dorf mit Agadir

Weiter ging’s auf der fast menschenleeren Hochebene

Rudi bekam halbstündige Fotografierverbote….
…..und wir erreichten doch noch Ait Meloud, von wo aus wir über eine Schnellstraße nach Agadir düsten um dann über die A4 unser Tagesziel Marrakesch zu erreichen.

Das Navi führte uns wieder einmal quer durch die Stadt, auf zweispurigen Straßen ist man mindestens vierspurig unterwegs und dabei sind noch nicht einmal die links und rechts vorbeizischenden Mopeds und Motorräder und die nach Lust und Laune straßenquerenden Fußgänger eingerechnet, ist hier immer Rushour?? Ich bewundere den Womofahrer meines Vertrauens, der geschickt unser Gefährt hier durchmanövriert, wohlwissend, dass er für alle sich uns nähernden und überholenden Fahrer mitdenkt, weil er genau weiß, dass er sich hier nicht auf allgemein gültige Verkehrsregeln verlassen kann.
Der krönende Abschluss unserer Marokkoreise war der Besuch der letzten der vier Königsstädte mit Julian.
Wie in 1001 Nacht lebten wir fünf Tage, vier davon mit Womophil Junior, am Campingplatz „Manzil La Tortue“, dem sicherlich schönsten in ganz Marokko. Er liegt ca. 15 km außerhalb der Stadt und ist 5 km lang nur über staubige Pisten zu erreichen. Man glaubt gar nicht, da noch irgendwo anzukommen, doch wenn sich das automatische Eisentor öffnet, ist man in einer anderen Welt.

Womophil Junior hat ein Händchen für Unterkünfte zum Wohlfühlen!

Eingang zu Julians Berberzelt…

….Orangenbäume und Palmen im Vorgarten
Den ersten gemeinsamen Nachmittag und Abend verbrachten wir mit Quatschen, Spaß haben und Grillen. Es gibt hier ganz geniale runde Tische mit einer Grillplatte in der Mitte, serviert wird, was das Herz begehrt.

Gewürze und Marinaden für Fleisch und Gemüse

Es duftet und brutzelt schon
Der einzige Nachteil des Campingplatzes ist, dass man nur mit einem Taxi nach Marrakesch kommt, den macht aber die Pünktlichkeit der Fahrer gleich wieder wett!
Sich in Marrakesch einfach nur aufzuhalten, ist schon ein Erlebnis der besonderen Art. Und genau das haben wir zelebriert!

Marokkos berühmtester Platz
Djemaa El Fna, der pulsierende zentrale Marktplatz Marrakeschs zieht einen sofort in seinen Bann. Der Name bedeutet in etwa „Versammlungsplatz der Getöteten“ und weist darauf hin, dass hier einst die aufgespießten Köpfe der Hingerichteten zur Schau gestellt wurden, wie makaber!
Man weiß nicht, wo man zuerst hinsehen soll! Schlangenbeschwörer, Gaukler, Henna-Malerinnen, Verkaufsstände, Garküchen, Menschen aus aller Herren Länder und die Eingänge in die Souks. Der Geräuschpegel ist ohrenbetäubend. Aus allen Richtungen hört man schrille Flötentöne, paukende Trommeln, dudelsackähnliche Töne und den Muezzin. Es duftet von den leckeren Essensständen, Gewürzen, frischem Zitronen- und Orangensaft – ein Spektakel für alle Sinne! Wir tauchen in die Souks ein und lassen uns treiben.


Orientalische Süßigkeiten

Babouches in allen Farben

Mopeds und turmhoch beladene Schubkarren zwängen sich durch die engen, am Abend auch noch mit Menschenmassen vollgestopften Gassen.




Hier wird genau registriert, wohin der Blick schweift und die Händler können ganz unschön aufdringlich werden. In der Zwischenzeit haben wir ja gelernt, dass der halbe Preis des ursprünglichen Verkaufspreises ganz gut ist. Wenn man gar zu grob unterbietet, wird das Geschäft entweder nicht abgeschlossen oder der Verkäufer läuft einem doch noch nach.

Marokkos Orangen und Mandarinen schmecken herrlich fruchtig und süß. Sie sind auch nicht so „aggressiv“ wie bei uns zuhause, wo sie bei mir meistens einen Ausschlag im und um den Mund verursachen.
Am Abend wird in den Garküchen gekocht und gegrillt. Die Köstlichkeiten werden gleich rund um den Kochstellen verspeist. Allerhand Abstruses ist zu sehen und zu riechen: Gekochte Kuh- Schafs-und Ziegenfüße, Zungen und Innereien, die bei den Einheimischen regen Absatz finden.
Julian und ich zogen Fleischspieße vor, Rudi wählte eine Tajine, neben Couscous Marokkos Nationalgericht. Die Tajine gibt es in unzähligen Varianten mit Lamm- oder Rindfleisch, Huhn oder Fisch garniert mit Gemüse, Datteln, Oliven und Nüssen oder gänzlich vegetarisch. Kaum sind wir gesessen, standen auch schon Oliven und verschiedene Aufstriche mit Brot am Tisch. Einfach himmlisch!


Der Geruch rund um diese Garküche ist gewöhnungsbedürftig, hier werden Schnecken in einem Kräutersud gegart. Hoffentlich bleibt es uns erspart, nach unserer Rückkehr im Garten eine solche aufzustellen und all unsere Freunde zum Schneckenschlürfen einzuladen! Eines wäre sicher: Das lästige aus dem Hauskletzeln bliebe bei den heimischen Schnecken erspart! ;(

Der Dunst der Garküchen begleitete uns auch noch auf die Terrasse des Restaurants, in dem wir noch einen marokkanischen Whiskey, einen Pfefferminztee mit viiiiel Zucker (Lösung kurz nach der Sätttigung) zu uns nahmen. Es war wunderschön, den Abend hier oben ausklingen zu lassen, auf das Gewusle unter uns zu schauen und dem Muezzin zu lauschen.



Kulturell haben wir Marrakesch auf den Bahia Palast und den Jardin Majorelle beschränkt.
Der Bahia Palast hat gigantische Ausmaße, besitzt über 160 Räume und unzählige Patios (Innenhöfe). Sein andalusischer und maurischer Baustil vermittelte uns schon einen Vorgeschmack auf Spanien. Fast in jedem Raum sind kunstvolle Fliesen aus Marmor, wunderschöne Mosaike und Zimmerdecken aus geschnitztem Zedernholz. Die traumhaften Innenhöfe mit ihren Bogengängen und üppigen Pflanzen sind eine Augenweide. Der Bahia Palast diente als Kulisse für zahlreiche Filme und wird heute noch für die Unterbringung von Staatsgästen genutzt. 


Der Jardin Majorelle ist eine Oase mitten in der Stadt, allerdings mit einem happigen Eintrittspreis.Yves Saint Laurent hat den Garten des französischen Malers Jaques Majorelle vor dem Verfall bewahrt Das spezielle Kobaltblau, das man im Garten immer wieder sieht, heißt nach ihm Majorelle-Blau. YSL holte sich hier die Inspiration für seine Kollektionen, nach seinem Tod wurde seine Asche im Rosengarten verstreut.




Viel zu schnell waren unsere gemeinsamen Tage in Marrakesch vorbei, wir tranken einen letzten gemeinsamen Thé vert a là menthe und brachten Julian zum Flughafen. In seinen Ohren klingt noch immer das freundliche: „Some more tea, Sir? Of course, Sir! You are welcome, Sir!“, nach.



Abendstimmung am Manzil La Tortue
Salam,
die Womophilen
